Erste Auswahl: Zeichnungen von Horst Janssen

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aus der Sammlung Hartmut Frielinghaus

1997 erwarb die Hamburger Kunsthalle mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder die Sammlung von Hartmut Frielinghaus, Horst Janssens Drucker. Die systematisch aufgebaute Sammlung umfasst Radierungen, Holzschnitte, Lithographien und Zeichnungen aus der gesamten Schaffensperiode des Künstlers. Zusammen mit der Sammlung Schack verfügt die Kunsthalle jetzt  über die umfangreichste Kollektion  des zeichnerischen und druckgraphischen Werkes von Horst Janssen.
Die Zusammenarbeit von Horst Janssen (14. November 1929 - 31. August 1995) und Hartmut Frielingbaus (28. Mai 1937 - 30. Dezember 1995) begann im Winter 1969/70 anlässlich der Publikation des Zeichnungsbandes im Propyläen-Verlag, für die Frielinghaus die Radierungen der Vorzugsausgaben druckte. Hartmut Frielinghaus war zu dieser Zeit bereits ein international anerkannter Drucker von Radierungen,  der für David Hockney, Jim Dine und Richard  Hamilton arbeitete. In  Stettin geboren, studierte Frielinghäus zunächst an den Kunsthochschulen in Hamburg, Freiburg und Offenbach. Seit 1952 lebte und arbeitete er in Hamburg als freier Graphiker.
Die Ausstellung präsentiert eine erste Auswahl der Zeichnungen, die neben den Radierungen den zweiten Schwerpunkt der Sammlung Frielinghaus bilden. Gezeigt wird ein Querschnitt des  Bestandes, in dem alle Werkphasen vom ersten Entwurf bis zur ausgeführten Arbeit vertreten sind. Als Drucker, Freund und Lebenshelfer war Frielinghaus wie kein anderer in den  täglichen  Lebens- und Arbeitsprozess von Horst Janssen einbezogen. Neben den Frielinghaus-Porträts und Selbstporträts von Horst Janssen werden daher besonders die  Widmungsblätter ausgestellt, die von der Freundschaft des Künstlers mit seinem »Kupferdrucker« zeugen. Das Spektrum dieser Ar­beiten - meist »für Friely« oder mit »ff« bezeichnet  - reicht vom aquarellierten  Einkaufszettel  mit der Bitte um Brot oder Pinsel über die unter ein Selbstbildnis von Janssen gezeichnete  Er­mahnung, keine »Fronarbeit« zu leisten, bis zu dem Eingeständnis auf dem Stilleben mit Hülsen­frucht, »wie schwer er (Frielinghaus)  es doch manchmal mit mir hat«.
Ebenso wie die Selbstporträts, von denen in der Ausstellung drei Arbeiten gezeigt werden, nimmt das Stilleben innerhalb des Werkes von Horst Janssen eine Sonderstellung ein. In der Tradition seines Lehrers Alfred Mahlau, bei dem Janssen an der Landeskunstschule (ab 1955 Hochschule für bildende Künste) in Hamburg in der Klasse für freie und angewandte Graphik das Zeichnen nach der Natur gelernt hat, entstanden Stilleben wie »Quitten« (1974) und »Silbertablett« (1974) mit den auf einer Schale drapierten Weidenblättern oder »November« von 1983. Dabei bevorzugte Janssen den Begriff der »Nature Morte«, der seiner Vorstellung des Vergänglichen und Morbiden bei der Darstellung der verwelkten Blumen mehr entsprach.
Neben den Porträts aus dem Sammler- und gemeinsamen Freundeskreis ist mit der Zeichnung »Vriederich« ein Beispiel der erotischen Darstellungen ausgestellt, die Janssen 1984 in dem Buch »Phyllis« zusammengefasst hat. Von dieser Werkgruppe sind in der Sammlung die wichtigsten Ar­beiten von den ersten Skizzen bis zu den fertigen Zeichnungen vertreten. Den Abschluss der Ausstellung bilden die Landschaftsdarstellungen, die mit der Studie »Angefangener Herbst« und der Zeichnung »Aquarelliertes  Eiderland« die Vielfalt  der Sammlung beispielhaft  repräsentieren.