Andreas Slominski

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heizen

Andreas Slominski zeigt in seinen Werken seinen besonderen Sinn für subtile Wahrnehmungen und für verborgene Bezüge, und immer wieder werden seine Installationen von scheinbar abwegigen Aktionen begleitet und bestimmt, die diese gedankliche Arbeit veranschaulichen. Die Arbeit heizen hat Slominski erstmals 1996 in einer Ausstellung im Portikus in Frankfurt/M. vorgestellt. Ein benachbartes Gebäude erinnerte ihn an einen Windmühlenstumpf, und so entwickelte sich die Idee, Windmühlenflügel zusammenzutragen, ungewöhnliches, großes Holz, das in einem kleinen Ofen verfeuert werden soll. Für die Situation im Ausstellungsraum auf der Hamburger Fleetinsel hat Slominski zusätzliche Windmühlenflügel herangezogen.
Das Abnehmen der Flügel, das Hinterlassen des Windmühlenstumpfes in der Landschaft, der Transport einschließlich des Hineinzwängens der sperrigen Flügel durch die enge Raumöffnung, das Zerkleinern und Verfeuern im Raum - all dies ist Bestandteil des Werkes. Zentrum der Installation ist der kleine Ofen, sein Feuer zieht den Besucher an und lädt zum Verweilen ein. Es ist ein außergewöhnlicher Ofen, aus dem Bremsluftdruckkessel eines LKW gebaut und rückseitig von einem Blech ummantelt, dem von unten Luft eingeblasen wird, die über ein Heißluftrohr in den Ausstellungsraum entströmt. Alle Sinne werden angesprochen - vom Geruch der frischen Holzspäne beim Sägen, vom knisternden Geräusch des verbrennenden Holzes, von der ausstrahlenden Wärme.Was einst Windenergie erzeugte, wird nun selbst in Energie gewandelt; ein Energiekreislauf scheint sich zu schließen. Das Werk unterliegt einem ständigen Wandel. Die Verbrennung bedeutet nicht das Ende, sondern durch die Umwandlung zugleich einen neuen Anfang.
Es ist eine Überführung in einen anderen Aggregatzustand: eine materialgerechte Aktion, die das ausgediente Holz fordert. Asche fällt an, und die Sägespäne fängt er in seinem Schuh auf. Der Künstler sammelt die Späne und lenkt auf erfrischende Weise unsere Aufmerksamkeit auf das scheinbar Nebensächliche. Andreas Slominski benutzt die Windmühlenflügel als Brennholz, doch das von ihm gewählte Material ist symbolisch und mythologisch bedeutungsvoll; es wird zum Auslöser von Assoziationen. Bildlich betrachtet, wird der Wind in den Flügeln der Windmühle gefangen. Ist dann die Windmühle nicht auch eine Falle, vergleichbar den zehn Tier-Fallen, die die Hamburger Kunsthalle 1994 von Slominski erworben und mit denen der Künstler in der Galerie der Gegenwart einen Raum eingerichtet hat?