Horst Janssen

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Farbradierungen

Beeinflusst von der Technik des japanischen Farbholzschnitts schuf Horst Janssen zwischen 1985 und 1995 über 50 Farbradierungen. Im Janssen-Kabinett zeigen wir eine Auswahl von 40 Blättern, die durch Leihgaben ergänzt werden.

Wie viele Künstler*innen vor ihm hat Janssen sich erst spät dieser komplizierten Technik genähert, die von dem Graphiker und dem Drucker ein hohes Maß an Erfahrung fordert. Zugleich bedeutet die Farbradierung, bei der von zwei oder drei Platten gedruckt wird, eine besondere Herausforderung, erweitert sie doch die bildnerischen Möglichkeiten und Ausdrucksformen: Während bei der Schwarzweiß-Radierung allein die Linie im Vordergrund steht, erlaubt die Farbradierung ein interessantes Spiel von Linienzeichnung und Fläche. Die Zeichnung dient nun vorwiegend als Kontur oder Akzentuierung der Farbfläche, die Radierung erhält dadurch vielfach eine fast »malerische« Erscheinung. Der Experimentierfreude von Künstler und Drucker sind dabei keine Grenzen gesetzt. So hat Janssen in Zusammenarbeit mit Hartmut Frielinghaus und Peter Fetthauer nicht nur mit der Wirkung unterschiedlicher Farben und Papiere gearbeitet, sondern auch Hoch- und Tiefdruck nebeneinandergesetzt und dadurch Wirkungen erhalten, die u. a. an die berühmten »Claireobscur«-Holzschnitte des 16. Jahrhunderts erinnern.

Im Gegensatz zu seinen früheren Radierungen, die oft als Folgen erschienen sind, entstanden die späten Farbradierungen als Einzelblätter. Thematisch schließt Janssen dabei an die frühen Landschaften, Drolerien, Porträts oder erotischen Szenen an. Ähnlichkeiten zu den japanischen Farbholzschnitten finden sich, abgesehen von den schmalen Hochformaten der Blätter, in den hochgezogenen Horizonten der Moor- und Wiesenlandschaften, die in ihrer feingestrichelten Struktur einen ganz eigenen Kosmos zu entwickeln scheinen.