Thomas Schütte

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Quengelware

Neben seinen architektonischen Skulpturen und figurativen Plastiken hat Thomas Schütte immer auch Zeichnungen und Aquarelle geschaffen. Erst in den letzten Jahren hat er sich zunehmend dem Medium der Radierung gewidmet und in Zusammenarbeit mit dem Hamburger Drucker Till Verclas in kürzester Zeit ein umfangreiches Werk druckgraphischer Folgen vorgelegt. Im letzten Jahr hat die Hamburger Kunsthalle dank einer großzügigen Schenkung des Bankhauses Sal. Oppenheim die Radierfolge »Quengelware« (2003) erhalten, die wir nun im Saal der Meisterzeichnung zeigen.

Im Gegensatz zu seinem bildhauerischen Werk und den bühnenbildartigen Modellen, die von einer oft bedrückenden und intensiven Spannung bestimmt sind, entwickelt Schütte bei seinen Radierungen eine spontane, fast unbeschwerte Bildsprache, deren hintergründiger Witz sich direkt offenbart. Mit dem Titel »Quengelware« spielt Schütte nicht nur auf die bunten Süßigkeiten an, die im Supermarkt mit Absicht in Augenhöhe der Kinder platziert werden, sondern auch auf die kleinen Modelle, Skizzen oder Drucke, die das »Quengeln« um die Kunst fürs erste besänftigen: »Für den Hunger zwischen durch«, bei Schütte auf einem seiner Blätter zum »Hunger zwischen Durst« persifliert. Die Radierungen faszinieren durch ihre leuchtende, manchmal fast oszillierende Farbigkeit, vor allem aber durch ihre technische Raffinesse. Dabei geht Schütte an die Grenzen der graphischen Technik, in der Größe der Platten, sowie im Experimentieren mit unterschiedlichen Ätz- und Druckverfahren: Neben dem traditionellen Aquatinta- und Kaltnadelverfahren, erzielt er durch das Auftragen von Textilfarben, Weichgrund- oder Pressdrucken eine fast malerische Wirkung seiner Radierungen.

Die Radierfolge entstand im Anschluss an die erste Serie der »Quengelware« (2002), bei der Schütte 104 Radierungen in Form eines »Tagebuch« (so der Untertitel) mit ironischen Kommentaren zum Kunstbetrieb, politischen und privaten Anspielungen, sowie Blumen und Selbstbildnissen frei kombinierte. Für diese zweite Folge hat Schütte nun einige der Kupferplatten überarbeitet oder beschnitten und auf 17 großformatigen Blättern zusammengedruckt. Dadurch ergeben sich völlig neue Text- und Bildbezüge – der betende »Dürerhase« hockt andächtig unter den Selbstportraits des Künstlers, die »Denkfigur« steht als sprühendes Feuerwerk über dem Blumenstrauß –, die den Betrachter zu immer neuen Gedankenspielen anregen.