Tanz der Farben

Scrollen
-

Nijinskys Auge und die Abstraktion

Am 19. Mai 1909 trat der russische Tänzer und Choreograph Vaslaw Nijinsky mit dem Ensemble des Ballet Russe erstmals in Paris auf. Nijinsky wurde umgehend zum gefeierten Publikumsliebling auf den europäischen Bühnen. Neben seiner überragenden Laufbahn als Tänzer schuf Nijinsky um 1919 eine ganze Reihe von eindringlichen Farbmalereien, die der modernen Kunst seiner Zeit in Paris verblüffend nahe stehen. Mit fein gezeichneten farbigen Kreisen und Ellipsen kreierte der Tänzer Serien von Blättern, die Raum und Blick vernetzen und Rhythmus und Farbe zu einer gemalten Choreographie intensiver Emotionen verdichten. Diese sehenswerten Blätter zeigt die Ausstellung in bisher in der Öffentlichkeit nicht gesehenem Umfang.

Der Tanz der Farben entfaltet sich ebenso in den Gemälden und Papierarbeiten führender Künstlerinnen und Künstler dieser Zeit. Zu Sonja Delaunay-Terk, Alexandra Exter, Vladimir Baranov-Rossiné und Léopold Survage gesellt sich die Malerei des Tschechen František Kupka. Wie Nijinsky zeitweise, lebten diese Künstler seit den 10er Jahren des 20. Jahrhunderts in Paris. In ihren zwischen 1910 und der Mitte der zwanziger Jahre entstandenen abstrakten Farbkompositionen dominieren klare Farben, geschwungene Formen, konzentrische Kreise, Ellipsen und Bögen. Die Gemälde sind von einem starken, rhythmischen Akzent geprägt und lassen an tänzerische Bewegung und musikalisch-filmische Abfolgen denken. In der Bewegung verbindet sich die physische Präsenz des Menschen auf der Leinwand mit dem Licht, den Formen und den Schwingungen des Kosmos.

Die Ausstellung Tanz der Farben. Nijinskys Auge und die Abstraktion stellt Nijinskys zeichnerisches Werk erstmals in den Kontext der visuellen Moderne seiner Zeit und leistet so einen einzigartigen Beitrag zu den weltweiten Veranstaltungen, mit denen das hundertjährige Jubiläum des ersten Auftritts der Ballets Russes begangen wird. In einer gesonderten Sektion der Ausstellung wird die historische Figur und Persönlichkeit des Jahrhunderttänzers durch Fotografien, Plakate, Gemälde und Skulpturen berühmter zeitgenössischer Künstler lebendig.

Die Ausstellung umfasst etwa 100 Arbeiten von Nijinsky, vorwiegend aus der Stiftung John Neumeier, und ebenso viele Arbeiten der anderen Künstler, die mit jeweils etwa zwanzig vorwiegend großformatigen Werken aus internationalen Sammlungen vertreten sind.

Der Katalog zur Ausstellung beinhaltet Farbabbildungen aller Werke und neue Forschungsbeiträge namhafter Autoren. Die Ausstellung wird von einer Reihe von Veranstaltungen des Hamburg Ballett – John Neumeier begleitet.