Edi Hila | Thea Djordjadze

Edi Hila (*1944), House Surrounded by Wall (aus der Serie Transitional Landscapes), 2000 © Courtesy of the artist and Gallery Mitterrand
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Ort

Galerie der Gegenwart 1. OG und Lichthof

Edi Hila / Thea Djordjadze ist eine generationenübergreifende Ausstellung zweier bedeutender Künstler*innen aus Albanien und Georgien, beides Länder mit einer kommunistischen Vergangenheit, die mit der Sowjetunion und der Geschichte Osteuropas und Westasiens zusammenhängt.

Thea Djordjadze

Thea Djordjadze wurde 1971 in Tiflis, Georgien, geboren. Sie war noch Studentin der Bildenden Künste, als das Land 1991 als erstes seine Unabhängigkeit von der Sowjetunion erklärte, woraufhin ein zwei Jahre dauernder Bürgerkrieg ausbrach. Sie setzte ihre Ausbildung in Westeuropa fort. Nach einem Aufenthalt an der Gerrit Rietveld Academie in Amsterdam zog sie in das gerade wiedervereinigte Deutschland. Sie studierte an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf, bevor sie nach Berlin zog, wo sie seit Mitte der 2000er Jahre lebt.

In ihrer experimentellen künstlerischen Praxis geht Thea Djordjadze von einer aufgeklärten Intuition aus. Djordjadzes Skulpturen und Environments entstehen aus der intensiven Auseinandersetzung der Künstlerin mit den aktiven und latenten Energien eines Raumes, wobei sie eine Vielzahl von Materialien in Assemblagen von einzigartiger Poesie verwendet. Ihre Werke entstehen in einem Prozess, der auf den jeweiligen Ort eingeht, manchmal reflexiv, manchmal als unmittelbare Reaktion auf die gegebenen Bedingungen. Oft fließen Bilder, Formen und Ideen aus der Literatur, dem Design, der Malerei, der Architektur ‒ insbesondere, aber nicht nur, aus der Moderne ‒ in Djordjadzes Werk ein und hinterlassen einen Abdruck wie ein Echo der Begegnung der Künstlerin mit ihnen.

Thea Djordjadze wird für die Hamburger Kunsthalle einen neuen Werkkomplex schaffen, der den Betrachter*innen eine räumliche, physische und psychologische Erfahrung bietet. Dabei wird die Künstlerin nicht nur die formalen und materiellen Qualitäten des Gebäudes hinterfragen, sondern auch seinen situativen Kontext.

Edi Hila

Edi Hila (*1944 in Shkodër, lebt und arbeitet in Tirana, Albanien) ist ein bedeutender und hochgelobter Künstler der Balkanregion, der die soziale und politische Geschichte Albaniens miterlebt und festgehalten hat und oft als „Maler des albanischen Wandels“ bezeichnet wird. 

Die Hamburger Kunsthalle und das Moderna Museet Malmö (Schweden) organisieren eine wichtige Überblicksausstellung über Edi Hila, die von Dr. Corinne Diserens und Joa Ljungberg in engem Dialog mit dem Künstler initiiert und kuratiert wird. Sie umfasst Gemälde, Arbeiten auf Papier und Maquetten.
Die Ausstellung wird Schlüsselmomente aus den prägenden Jahren des Künstlers nachzeichnen, darunter sein berühmt-berüchtigtes Gemälde Planting of Trees aus dem Jahr 1972, das wegen seiner expressiven Farb- und Formgebung (die der offiziellen Doktrin des sozialistischen Realismus zuwiderlief) zu drei Jahren Zwangsarbeit verurteilt wurde. Darüber hinaus wird seine Praxis in den 1990er Jahren untersucht, als der Künstler das Leben nach dem Sturz des Regimes von Diktator Enver Hoxha aufmerksam beobachtete und die Realitäten der albanischen Transformation an der Schwelle zum neuen Jahrtausend darstellte.

Indem er sich auf gedeckte Farben beschränkt und systematisch überflüssige Details ausblendet, schafft Hila dichte Kompositionen, die über einfache Erzählungen hinausgehen. Serien wie Comfort, Migrations, Paradox, Threat, Roadside Objects, Transitional Landscapes, Penthouses, Relations, Martyrs of the Nation Boulevard und A Tent on the Roof of the Car spiegeln alle Aspekte des gesellschaftlichen Umbruchs wider und vermitteln gleichzeitig ein Gefühl der Ehrfurcht, das durch Melancholie und subtile Ironie gemildert wird.
Die architektonischen Schichten der Geschichte und das sich ständig verändernde urbane Umfeld der albanischen Städte bilden häufig die Kulisse. Der berühmte Masterplan mit seinem Komplex öffentlicher Gebäude im Zentrum von Tirana, der vom florentinischen Architekten Gherardo Bosio während des faschistischen Regimes entworfen wurde, war eine wichtige Inspiration für seine auf der documenta 14 ausgestellte Boulevard-Serie. In diesen Gemälden, die an die Kulissen eines taktischen Kriegsspiels erinnern, werden die Betrachter*innen durch eine tiefgründige Bildsprache in eine Welt ohne Schatten und ohne jede Spur von Menschlichkeit gezogen.

Die Ausstellung wird sich auch Hilas neuesten Arbeiten widmen, die eher die Grenzen und Fallstricke der Transformation als ihre Verheißungen aufzeigen und sorgfältige Beobachtungen und subtile psychologische Einsichten bieten.

Kuratorin

  • Dr. Corinne Diserens

Assistenzkuratorin

  • Leona Marie Ahrens